Ein Leben für die Weltraumforschung: Karl Rawer wird 100 Jahre
Er gilt als einer der Pioniere der europäischen Weltraumforschung: Am 19. April blickt der Gründer des heutigen Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg, Prof. Karl Maria Alois Rawer, auf ein Jahrhundert Lebenszeit zurück.
Rawers Lebensthema war die Erforschung der Ionosphäre, also jenes Teils der erdnahen Atmosphäre, in dem Kurzwellen reflektiert werden, die für den weltweiten Funkverkehr von Bedeutung sind. Erstes Ansehen erwarb sich der Physiker mit Arbeiten über die Ausbreitung und geophysikalische Beeinflussung von Radiowellen. Nach Kriegsende bestimmte die aufkommende Satellitenforschung Rawers Lebensweg. So begann er Mitte der 50er Jahre im Rahmen von Projekten der Wissenschaftsunion »Union Radio-Scientifique Internationale« (URSI) zu arbeiten.
Standardmodell der Ionosphäre
Um internationale Ionosphären-Forschungen zu erleichtern, wurde bald ein allgemeingültiges Modell benötigt. Das Committee on Space Research (COSPAR) gründete daher 1968 in Zusammenarbeit mit URSI das Projekt »International Reference Ionosphere« (IRI). Karl Rawer wurde erster Vorsitzender und engagierte sich viele Jahre für IRI. Somit ist es vor allem ihm zu verdanken, dass IRI im Jahr 1999 als internationales Standardmodell der Ionosphäre anerkannt wurde.
Gründung des Fraunhofer-Instituts für Physikalische Weltraumforschung
Sein Wissen brachte er in die 1963 von ihm gegründete Arbeitsgruppe für Physikalische Weltraumforschung (APW) ein. Bevollmächtigt von der Fraunhofer-Gesellschaft wurde APW von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der NASA und der Europäischen Weltraumforschungsorganisation ESRO finanziert. Unter Rawers Leitung erlangte die Arbeitsgruppe vor allem durch das erfolgreiche Aeros-Satellitenprojekt internationales Ansehen: Die Satelliten AEROS-A und AEROS-B konnten grundlegende Erkenntnisse über die Wechselwirkung zwischen Sonnenstrahlung und Atmosphäre gewinnen. Als die Arbeitsgruppe 1973 offiziell zum »Fraunhofer-Institut für Physikalische Weltraumforschung« – dem heutigen »Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik«, Fraunhofer IPM – wird, übernimmt Rawer bis zu seiner Pensionierung 1979 die Leitung.
Erklärtes Ziel des Ehrendoktors der Universität Düsseldorf war der grenzüberschreitende wissenschaftliche Austausch: So hielt er über Jahre Vorlesungen an der Pariser Universität Sorbonne. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse lebt heute in Hugstetten bei Freiburg.