Elastokalorische Materialien sind bekannt als Formgedächtnislegierungen (FGL) und werden aufgrund ihrer Biokompatibilität schon lange in der Medizintechnik eingesetzt. Der bekannteste Vertreter unter den FGL ist unter dem Akronym Nitinol bekannt. Bei diesen pseudoelastischen Legierungen lässt sich durch Eintrag von Wärme eine starke Formänderung induzieren; entfernt man die Wärmequelle, nimmt das Metall seine ursprüngliche Form wieder an. Dieser Effekt ist absolut reversibel. Auch den umgekehrten Effekt, den sogenannten elastokalorischen Effekt, kann man nutzen: Über eine Formänderung wird Umwandlungswärme mit der Umgebung ausgetauscht. In unseren Systemen nutzen wir diesen kalorischen Effekt durch smarte Systemintegration. Solche festkörperbasierten Wärmepumpen und Kühlsysteme könnten in Zukunft eine umweltfreundliche und effiziente Alternative zur Kompressor-Technologie darstellen.
Wie funktioniert eine elastokalorische Wärmepumpe?
Setzt man ein elastokalorisches Material einem mechanischen Kraftfeld aus, so kommt es zu einer kristallinen Phasenumwandlung, wobei sich das Material erwärmt. Die entstehende Wärme wird über eine Wärmesenke abgeführt, sodass das Material wieder auf die Ausgangstemperatur abkühlt. Wird nun das Kraftfeld entfernt, so verringert sich die Ordnung und das Material kühlt auf einen Wert unterhalb der Ausgangstemperatur ab. Jetzt kann es thermische Energie aus der Umgebung aufnehmen. Durch zyklische Be- und Entlastung des Materials und entsprechende Wärmezufuhr und -abfuhr lässt sich ein Kreisprozess herstellen, mit dem man heizen, aber auch kühlen kann.
Zentrale Innovation: neuartiges Konzept zum Wärmeübertrag
Fraunhofer IPM setzt beim Aufbau elastokalorischer Systeme auf ein patentiertes Systemkonzept. Grundlage des Konzepts ist die schnelle Wärmeübertragung mittels latenter Wärme innerhalb einer gesättigten Dampfatmosphäre (Heatpipe-Bedingung). Durch Verdampfen und Kondensieren eines Fluides wird Wärme effektiv auf das kalorische Material übertragen und wieder abgegeben. Dadurch werden um eine Größenordnung höhere Wärmeleistungsdichten möglich als in alternativen Systemansätzen.
Perspektivisch lassen sich auf diese Weise kostengünstige Systeme mit einem geringeren Bedarf an Bauraum realisieren.
Im Speziellen arbeitet Fraunhofer IPM an
- Entwicklung und Bau von Messplätzen zur direkten Messung des elastokalorischen Effekts, der Materialeffizienz sowie der Dauerschwingfestigkeit
- Simulation elastokalorischer Materialien und Systeme
- Entwicklung, Bau und Charakterisierung elastokalorischer Heiz- und Kühlsysteme
Wir unterstützen Industrieunternehmen bei der Konzeptionierung und Entwicklung kalorischer Systeme – bis hin zum Bau fertiger Systeme für spezifische Anwendungen. Dabei greifen wir zurück auf langjährige Technologieerfahrung, etablierte Lieferantenkontakte sowie auf die Kapazität unserer hochspezialisierten Werkstätten und Labore.