Mobile Bauteil-Rückverfolgung per App
Die Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen basiert auf der vollständigen und individuellen Rückverfolgung von Bauteilen und Waren. Nur so kann man immer und überall auf die richtigen Informationen zugreifen. Zu diesem Zweck werden die zurückzuverfolgenden Teile markiert – per QR-Code, Lasermarkierung oder Barcode. Doch dabei gibt es ein Problem: Bei vielen Prozessen ist eine Markierung entweder zu aufwändig, zu teuer oder schlicht nicht möglich. Fraunhofer IPM bietet mit Track & Trace Fingerprint ein Verfahren, mit dem die Identifizierung von Millionen von Bauteilen ohne Markierung funktioniert – und zwar anhand ihrer individuellen Oberflächen-Mikrostruktur. In den letzten Jahren schaffte es Fraunhofer IPM, die Technologie aus dem Labor in die industrielle Anwendung zu überführen. Bei den bisherigen Pilotprojekten wurden fest in der Linie verbaute Kamerasysteme verwendet, um präzise positionierte Bauteile aufzunehmen. Der nachgelagerte Algorithmus ist in der Lage, ein Bauteil anhand der aufgenommenen Bilder unter mehreren hunderttausend typgleichen Bauteilen im Sekundentakt korrekt zu identifizieren.
Waren und Produkte, die nicht in der automatisierten Fertigungslinie, sondern z. B. im Lager, beim Transport oder in der Verwendung sind, benötigen jedoch eine mobile, einfach durchführbare Rückverfolgung – am besten per Smartphone-App.
Die Track & Trace Fingerprint App
Moderne Smartphone-Kameras erzeugen gestochen scharfe Bilder, besonders auch bei Nahaufnahmen. Dadurch wird es möglich, diese Bilder für die mobile, markierungsfreie Identifizierung mittels Track & Trace Fingerprint zu verwenden. Die Track & Trace Fingerprint App ermöglicht es, Objekte nur anhand eines Fotos zu identifizieren, das mit einem handelsüblichen Smartphone erstellt wurde. Zusätzliche Sensorik oder Vorkenntnisse sind nicht notwendig.
So funktioniert die App
Damit das Bild den Anforderungen des Fingerprint-Algorithmus genügt, wird der Anwender von einem interaktiven Kamera-Modus geleitet. Das Smartphone prüft das Bild und sendet es an einen zentralen Server. Dieser identifiziert das Bauteil und sendet die entsprechende Bauteil ID zurück an das Smartphone. Der Anwender erhält somit Zugriff auf sämtliche mit dem individuellen Bauteil verknüpften Daten. Warenein- und Warenausgangskontrolle, Echtheitsprüfung, Rückläuferidentifikation, Lagerverwaltung und Überwachung manueller Produktionsschritte sind nur wenige der denkbaren Einsatzszenarien, die von der markierungsfreien Identifikation mittels Smartphone profitieren können.
Um die Dauer der Identifizierung beispielsweise in Gebieten mit schlechter Netzabdeckung zu verkürzen, ist es notwendig, den Fingerprint-Algorithmus direkt auf dem Smartphone auszuführen. Fraunhofer IPM verfolgt dieses und weitere Entwicklungsziele, um die Technologie für weitere Anwendungen zu rüsten.