Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM
Hersteller von Gieß-, Tiefzieh- oder Stanzteilen müssen Maßhaltigkeit und Oberfläche der Teile immer öfter zu 100 Prozent prüfen und dokumentieren. Bei Bauteilen mit komplexer Geometrie und anspruchsvollen Fehlermerkmalen ist auch heute noch die produktionsroduktionsbegleitende Sichtprüfung Stand der Technik in der Qualitätskontrolle. Denn: Bauteile automatisiert zu prüfen, erfordert oftmals langsames und spezifisches Bauteil-Handling, z. B. mithilfe von Robotern. Das macht Prüfprozesse langsam und unwirtschaftlich, denn das Handling muss je nach Bauteil angepasst werden.
Automatisierte Qualitätskontrolle von Bauteilen ohne spezifisches Handling
Inspect-180° von Fraunhofer IPM prüft die Oberfläche von Bauteilen auf dem Förderband – typenunabhängig und ohne spezifisches Handling. Die zu prüfenden Teile werden auf einem Förderband einzeln in einen Inspektionstunnel befördert. Mehrere Kameras nehmen das Bauteil während des Durchfahrens in der Bewegung mehrfach und aus unterschiedlichen Perspektiven auf. Dabei wird die gesamte Oberfläche nahezu beliebig geformter Bauteile in beliebiger Orientierung scharf abgebildet. Selbst Bauteile mit blanker Oberfläche oder Ölbelag werden schlagschatten- und reflexfrei aufgenommen.
Die Teile passieren den Inspektionstunnel innerhalb weniger Sekunden. Die aufgenommen Bilder werden in Echtzeit verarbeitet, auf das CAD-Modell der Bauteile gemappt und die Abweichungen der Außenkontur berechnet. Maßhaltigkeitsfehler werden so unmittelbar erkennbar. Für die Textur-Prüfung nutzt Inspect-180° KI-basierte Anomalie-Detektion. Fehler wie z. B. Kratzer, Flecken oder Risse werden dabei innerhalb von Sekunden detektiert, sodass fehlerhafte Teile ausortiert werden können. Auch eine Klassifikation der Defekte ist möglich.
Sub-millimeter genau in der Produktionslinie
Das Prüfsystem Inspect-180° ist eine Alternative zur Sichtprüfung für Bauteile mit bis zu 100 cm Durchmesser und mit komplexer Geometrie wie z. B. Umformteile aus Blech. Maßhaltigkeits- und Texturdefekte ab einer Größe von ca. 0,5 mm sind erkennbar. Unterschiedliche Teile können mit einem einzigen System geprüft werden, ohne dass die Hardware angepasst werden muss. Die Prüfung erfolgt inline im Produktionstakt, wodurch ein direktes Eingreifen oder eine Rückkopplung in den Prozess möglich wird.