Fraunhofer IPM feiert Jubiläum
50 Jahre Spitzenforschung für mehr Effizienz und Sicherheit
Messsysteme sichern die Qualität industrieller Produkte, optimieren Prozesse und sorgen für Sicherheit. Das Freiburger Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten eindrucksvoll gezeigt, welch enormen Beitrag Messtechnik für Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit leisten kann. Dies würdigten Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Forschung im Rahmen einer Jubiläumsveranstaltung. In einer Podiumsdiskussion diskutierten die Teilnehmenden, wie Messtechnik in Zukunft zu nachhaltigem und bezahlbarem Bauen und Wohnen beitragen kann.
Ausgehend von der Weltraumforschung richtete sich das 1973 als Fraunhofer-Institut für Physikalische Weltraumforschung IPW gegründete Institut in den 1980er Jahren strategisch neu aus. Forschungsschwerpunkt des heutigen Fraunhofer-Instituts für Physikalische Messtechnik IPM ist die industrielle Messtechnik: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts entwickeln maßgeschneiderte Messverfahren und -systeme für die Industrie. Weltweit sind die Systeme u. a. zur Qualitätskontrolle in der Produktion, zur 3D-Vermessung von Infrastruktur oder zur Gas- und Flüssigkeitsanalytik im Einsatz. Das Spektrum reicht von komplexen, in Produktionsanlagen integrierten Messsystemen über mobile Laserscanner bis zu kompakten Sensoren für Smartphone-Anwendungen. »Unsere Messsysteme setzen oftmals Weltrekorde bei Geschwindigkeit, Genauigkeit und Robustheit«, sagt Institutsleiter Prof. Karsten Buse. »Die Zuverlässigkeit von Medizintechnikprodukten, Computer-Chips mit höherer Lebensdauer, der schnellere Glasfaserausbau, das Erkennen von Spurrillen-Risiken auf Autobahnen, der explosionssichere Betrieb von Gas-Infrastruktur und vieles mehr wird durch unsere Messtechnik-Lösungen erreicht.«
Kooperation für eine erfolgreiche Zukunft
Im Namen des Bundesministeriums für Bildung und Forschung blickte Dr. Fabian Lausen zurück auf die Zusammenarbeit des BMBF und des Fraunhofer IPM, die schon in den 1970er Jahren begann. Aktuell seien es vor allem Themen wie die optische Messtechnik, Photonik und Quantentechnologie, die das Fraunhofer IPM voranbringe. Zukünftig werde das BMBF weiter an der Seite des Fraunhofer IPM stehen, erklärte Lausen.
Dr. Sandra Krey, Vorständin für Finanzen und Controlling und Leiterin der Fraunhofer-Gesellschaft (Interim), betonte: »Gerade in wirtschaftlich und geopolitisch herausfordernden Zeiten sind Innovationen und technologische Durchbrüche von zentraler Bedeutung – nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft, sondern für unser aller Zukunft. Ganz in diesem Sinn beweist das Fraunhofer IPM seit 50 Jahren mit seinen innovativen Lösungen, welch enormen Beitrag Messtechnik für Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit leisten kann und steht beispielhaft dafür, dass exzellente angewandte Forschung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen.«
Professor Stefan Rensing, Prorektor für Forschung und Innovation der Universität Freiburg, verwies auf die enge Verbindung der Universität und dem Fraunhofer IPM. Der neue Standort des Fraunhofer IPM auf dem Campus »Am Flugplatz« und die Tatsache, dass Professuren der Universität Freiburg am Fraunhofer IPM tätig sind, zeigten diese Kooperation eindrucksvoll, so Rensing. »Diese Kooperation ermöglicht uns eine enge Zusammenarbeit in der Entwicklung energieeffizienter, intelligenter und widerstandsfähiger Systeme«, stellte Rensing heraus. Auch Ulrich von Kirchbach, erster Bürgermeister der Stadt Freiburg, betonte den Standort des Fraunhofer IPM. Er verwies zudem auf die starke Partnerschaft zwischen der Fraunhofer-Gesellschaft und Freiburg als einen der wichtigsten Fraunhofer-Standorte in Deutschland. In Freiburg befinden sich neben dem Fraunhofer IPM gleich vier weitere Fraunhofer-Institute.
Diskussion: Digitalisierung und Industrialisierung der Bauwirtschaft durch Messtechnik
Das Potenzial von Messtechnik für die Bauwirtschaft war Thema der anschließenden Podiumsdiskussion unter dem Titel »Nachhaltiges und bezahlbares Bauen und Wohnen – Messtechnik hilft«. Neben Prorektor Rensing und Fraunhofer-Interims-Präsidentin Krey diskutierten Hanna Böhme, Geschäftsführerin FWTM Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG., Nadyne Saint-Cast, Landtagsabgeordnete Bündnis 90/Die Grünen, und Dr. Steffen Auer, Geschäftsführer SchwarzwaldEisen und SchwarzwaldElemente.
Buse, der die Moderation übernahm, stellte eingangs fest, dass »Digitalisierung und Industrialisierung in der Baubranche bisher allenfalls in Form von Insellösungen angekommen sind. Unsere optischen Systeme können hier einen wesentlichen Beitrag zur Digitalisierung leisten, indem sie digitale 3D-Daten baulicher Infrastruktur erfassen.« Auch für Auer, Gründungspartner der bimeto GmbH, die zwei Mitarbeiter des Fraunhofer IPM gründeten, spielen 3D-Scans von Gebäuden eine wichtige Rolle in der Baubranche. Mit der BIM (Building Information Modeling)-Technologie vereinfache sich die Planung und Umsetzung von nachhaltigen Bauprojekten, so Auer.
Auch die Schwierigkeiten, die die Suche nach bezahlbarem Wohnen – vor allem in Freiburg – mit sich bringt, wurden thematisiert. Saint-Cast betonte, dass das Thema Bauen und Wohnen ein emotionales sei: »Wohnen ist auch Heimat.« Böhme ergänzte: »Wir suchen beim Wohnen die eierlegende Wollmilchsau. Das geht nicht ohne Forschung und Technologie und Wirtschaftsunternehmen.«
Zum Ausklang der Jubiläumsfeier zeigte Fraunhofer IPM in einer kleinen Ausstellung einige Messtechnik-Anwendungen aus den Abteilungen – neben einem Messfahrzeug zur 3D-Datenerfassung von Straßen und Gebäuden und einer Beölungsprüfung von Blechen in Presswerken auch einen Sensor zur Gasferndetektion aus der Luft und wichtige Komponenten eines elektrokalorischen Kühlkreislaufs.