Neue Einblicke ins menschliche Gehirn per Magnetometer
Carl-Zeiss-Humboldt-Forschungspreis für Svenja Knappe
Der Carl-Zeiss-Humboldt-Forschungspreis 2023 geht an die Quantenoptikerin Svenja Knappe von der University of Colorado at Boulder, USA. Sie forscht zurzeit als Gastwissenschaftlerin am Fraunhofer IPM in Freiburg. Die Humboldt-Stiftung verleiht die hohe Auszeichnung seit 2022 jährlich an eine international anerkannte Wissenschaftspersönlichkeit aus dem Ausland. Gestiftet wird der Preis von der Carl-Zeiss-Stiftung.
Frau Prof. Knappe hat maßgeblich zur Entwicklung der Fachgebiete Magnetometrie und Quantensensorik beigetragen. Nach ihrer Promotion 2001 und einem ersten Postdoc-Aufenthalt in Bonn forschte Knappe zunächst am National Institute of Standards and Technology NIST, Boulder, USA. Seit 2013 ist sie an der University of Colorado at Boulder und erlangte dort 2022 die volle Professur. Zusätzlich zu ihren akademischen Tätigkeiten ist sie auch in der Wirtschaft erfolgreich. Sie war wesentlich an der Entwicklung der Quantensensoren der Firma QuSpin beteiligt und hat 2017 die international aktive Firma FieldLine gegründet.
Zur Person: Svenja Knappe ist die weltweit führende Forscherin auf dem Gebiet der Magnetfeldmessung mit optisch gepumpten Magnetometern, die Hirnströme in 3D sichtbar machen können. Für die Weiterentwicklung der biomedizinischen Technik deutet sich hier ein Durchbruch an, denn diese Technik erlaubt der Neuroforschung, die elektrische Aktivität des gesamten Gehirns auf einmal, online und nichtinvasiv zu erfassen. Knappes Arbeit bietet damit ein neues Instrument, das über die Gehirnforschung hinaus für Diagnostik, OP-Planung und Mensch-Maschine Steuerung ungeahnte Möglichkeiten verspricht.
Ihr Gastwissenschaftsaufenthalt an der Universität Freiburg und die Forschungskooperation mit Fraunhofer IPM soll zum einen neue Kollaborationen im Bereich der Magnetometrie anregen und zum anderen technische Entwicklungen anschieben, die für eine Kommerzialisierung und den breiten Einsatz dieser Technologien wichtig sind. Knappe arbeitet in Deutschland auch mit dem Universitätsklinikum Freiburg, der Charité und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt PTB zusammen.
In Kooperation mit dem Freiburger Forschungszentrum Intelligent Machine-Brain Interfacing Technology (IMBIT) organisiert Fraunhofer IPM den ersten OPM-MEG-Workshop. Dabei geht es um den Einsatz optisch gepumpter Magnetometer (OPM) für die Magnetoenzephalographie (MEG). Der Workshop wird Ende des Jahres am Fraunhofer IPM stattfinden. Svenja Knappe hält hier einen Keynote-Vortrag zur Kommerzialisierung von OPM für die Hirnforschung. Mehr zum OPM-MEG-Workshop unter www.ipm.fraunhofer.de/opm-meg.
Hintergrund
Der Carl-Zeiss-Humboldt-Forschungspreis richtet sich an Forschende der Fachrichtungen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT), die eine Kooperation mit Fachkolleg*innen in den Förderländern der Carl-Zeiss-Stiftung anstreben (Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder Thüringen). Verliehen wird der Forschungspreis an Wissenschaftler*innen, die mit ihrer Forschung ihr Fachgebiet auch über das engere Arbeitsgebiet hinaus nachhaltig geprägt haben. |