»Die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sind Leuchttürme der wirtschaftsnahen Forschung in Baden-Württemberg.«
Wie sieht die Zukunft der Fraunhofer-Forschung in Freiburg aus? Welchen neuen Herausforderungen stellen sich die über 2.000 Fraunhofer-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Welche Neubau- und Erweiterungspläne gibt es bei den Instituten? Darüber diskutierten die fünf Institutsleiter von Fraunhofer EMI, IAF, ISE, IPM und IWM am 26. November mit dem Landesminister für Finanzen und Wirtschaft Nils Schmid.

Angewandte Forschung ist nahe an den Bedürfnissen der Menschen. Gesundheit, Sicherheit, Kommunikation, Mobilität, Energie und Umwelt sind die Themen, mit denen sich Fraunhofer-Forschung auch in Freiburg befasst.
Professor Klaus Thoma vom Fraunhofer EMI berichtete stolz von der kürzlich eröffneten modernen Gesamtfahrzeug-Crashanlage im Institutsteil Efringen-Kirchen. Damit unterstützt die Fraunhofer-Gesellschaft in Zukunft die Entwicklung von energiesparenden, leichten Autos mit Verbrennungsmotoren und alternativen Antrieben und erweitert so ihre Kompetenzen. Die 500 m² große Crashhalle wurde eigens gebaut, Büroräume sind knapp geworden, weitere Labore und Versuchsanlagen sind in Planung.
Auch die Zukunftsthemen der Werkstoffmechanik sind gefragt: Hochleistungswerkstoffe für die Energiespeicherung, energie- und materialeffiziente Fertigungsprozesse oder »Integrated Computational Materials Engineering ICME«. All dies schlägt sich in einem stetigen Wachstum des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM nieder. Ein Innovationshighlight ist z. B. ein neues Verfahren zum konturgenauen Biegen von Flachglas, welches das Fraunhofer IWM gemeinsam mit Partnern entwickelt hat. »Der Biegeprozess läuft in wenigen Minuten ab. Dabei wird viel Energie eingespart, da der Ofen nicht zyklusweise aufgeheizt und abgekühlt werden muss. Insbesondere Glasverarbeiter und Bauwesen profitieren von der schnelleren, präziseren und energieeffizienten Formgebung«, erläuterte Dr. Rainer Kübler, stellvertretender Institutsleiter des Fraunhofer IWM.
In ersten Praxistests hat das Fraunhofer IAF gezeigt, dass der Halbleiter Galliumnitrid deutlich Energie in Elektroautos und Solaranlagen sparen kann, wie Institutsleiter Professor Oliver Ambacher berichtete. Gemeinsam mit den Industriepartnern Robert Bosch GmbH und KACO new energy GmbH entwickelt das Institut energieeffiziente Spannungswandler, die in allen leistungselektronischen Geräten eingesetzt werden können.
Mit Laserlicht kommt das Fraunhofer IPM Abgasen auf die Spur und verbessert so Verbrennungsmotoren: Weniger Verbrauch und weniger gesundheitsschädliche Abgase sind die Konsequenz. Die Systeme aus Freiburg werden von den größten Automobilherstellern eingesetzt; keine anderen Systeme messen so genau und so schnell. Das Institut geht aber noch weiter: Mittels Thermoelektrischer Generatoren wird ungenutzte Wärme, z. B. am Auspuff, in elektrischen Strom verwandelt; auch auf diesem Gebiet ist Freiburg eine der ersten Adressen in der Welt.
Das Fraunhofer ISE deckt mit seinem breiten und interdisziplinären Forschungs-, Entwicklungs- und Dienstleistungsangebot die zentralen Themen der Energiewende ab, von der Energieerzeugung über Effizienztechnologien und Energiemanagement, Leistungselektronik und intelligente Netze bis hin zur Speichertechnologie und nachhaltiger Mobilität. Institutsleiter Professor Eicke Weber freut sich über die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2012 an Dr. Andreas Bett, Fraunhofer ISE, und Hansjörg Lerchenmüller, Soitec Solar GmbH, für die Entwicklung und Markteinführung der Photovoltaik-Konzentratortechnologie. Mit 1200 Mitarbeitern ist das Fraunhofer ISE das größte Solarforschungszentrum Europas. Dank der Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg wird das Institut gemeinsam mit dem benachbarten Fraunhofer IPM in Freiburg ein Leuchtturmprojekt auf dem Feld der nachhaltigen Erzeugung und Nutzung von Energie und Ressourcen realisieren können, das »Sustainable Energy Valley«.
Minister Nils Schmid sieht in Freiburg großes Potenzial der Forschung: »Die Institute der Fraunhofer-Gesellschaft sind Leuchttürme der wirtschaftsnahen Forschung in Baden-Württemberg. Ihre Forschungs- und Transferleistungen sorgen dafür, dass neue Erkenntnisse aus der Forschung unmittelbar in die technische Entwicklung bei Unternehmen einfließen können. Zur Sicherstellung ihrer Leistungsfähigkeit bringt die Landesregierung erhebliche Mittel nicht nur für die Grundfinanzierung, sondern auch für Sonderinvestitionen der Fraunhofer-Institute in Baden-Württemberg in ihre Ausstattung auf. Ab 2016 werden jährlich 10 Millionen Euro für Sonderinvestitionen in die Fortschreibung der mittelfristigen Finanzplanung verankert werden. Das Land hat die Weichen dafür gestellt, dass mittelfristig auch die neuen Planungen für ein Sustainable Energy Valley realisiert werden können.«
Fraunhofer-Forschung in Freiburg
Freiburg ist mit fünf Instituten der größte Fraunhofer-Standort in Baden-Württemberg und mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Freiburg. Freiburg zählt außerdem zu den wichtigsten Forschungsstandorten der Fraunhofer-Gesellschaft und liefert sich mit Dresden und Erlangen ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem Freiburg im Jahr 2011 die Nase vorn hatte. In der Wissenschaftsstadt Freiburg tragen die fünf Fraunhofer-Institute mit system- und technologieorientierten Innovationen zur Wettbewerbsfähigkeit ihrer Kunden in der Region bei. Der Fokus ihrer angewandten Forschungs- und Entwicklungsarbeit liegt auf gesellschaftlich relevanten Themen.